GFK in Kenia - ein Bericht von 2010
Im Sommer 2010 hatte ich die Gelegenheit gemeinsam mit zwei GFK-Trainerinnen zwei Wochen in Kenia unterwegs zu sein und Seminare in Gewaltfreier Kommunikation zu halten. Es war eine ebenso berührende wie unvergessliche Erfahrung.
Wir starteten in Nairobi, dann ging es ins Rift Valley und die Seminare fanden in Nakurru und Eldoret statt. Die teilnehmenden Menschen kamen von unterschiedlichen Stämmen und aus allen Gesellschaftsschichten. Wir trafen auf Lehrer, Schulleiter, Priester, Militär, Flüchtlinge und Vertriebene, Stadträte und Dorfälteste, auch eine Heilerin war dabei.
All diese Menschen hatten im Verlauf der Unruhen der letzten Jahre persönliche Traumata erlebt und nahestehende Menschen verloren, teilweise durch äußerst gewaltvolle Umstände. Die Teilnehmer der Seminare kamen aus den verschiedenen Stämmen, die sich gegenseitig bekriegt hatten.
Ich habe für mich das Wunder der Empathie erleben können, es war unglaublich wie schnell und wie intensiv ich in Kontakt und Verbindung zu so vielen unterschiedlichen Menschen gekommen bin. Es hat mich auch sehr berührt zu erleben, wie viel es den Menschen bedeutet, einfach nur in ihrem Schmerz gesehen zu werden... auch wenn wir nicht Lösungen für alles hatten, wir konnten zuhören, präsent sein und Mitgefühl schenken. Allein dies war oft schon heilsam.
Es hat mich mit großer Bewunderung erfüllt, zu sehen, dass die Menschen bereit waren, sich zu versöhnen, nachdem sie gemeinsam den Schmerz bedauert hatten, den jeder Einzelne erlebt hatte und nachdem sie sehen konnten, dass alle die gleichen Bedürfnisse haben.
Alle brauchen Nahrung und Schutz, um zu überleben, alle wünschen sich ein Zuhause und Sicherheit für die Familie, alle möchten die Freiheit, ihr Leben zu gestalten, Freude erleben und sich weiterentwickeln. Auf dieser Basis der gemeinsamen Bedürfnisse waren täglich kleine und große Wunder der Versöhnung und Heilung zu erleben.
Ich habe auch gemerkt wie wichtig es ist, dass ich bei all dem Leid nicht die Verbindung mit mir selbst verliere, dass ich mich nicht von Mitleid, Angst und Verzweiflung wegschwemmen lasse. Da war mir sehr hilfreich, immer wieder empathisch mit mir selbst umzugehen und mir die Zeit zu lassen, alles in meinem Tempo zu verdauen.
Was ich mitgenommen habe ist ein großer innerer Frieden. Eine Gewissheit, dass ich Möglichkeiten habe, auch mit sehr herausfordernden Situationen umzugehen zu können. Ebenso habe ich eine große Dankbarkeit mitgenommen, dass ich mein Leben überwiegend so leben kann, wie ich es möchte.
Bei Bert Hellinger habe ich folgende Worte über den Frieden gefunden:
Frieden heißt:
Das, was sich vorher bekämpfte, verletzte, bekriegte oder sich sogar vielleicht vernichten wollte, betrauert gemeinsam die Opfer beider Seiten und das Leid, das sie einander zugefügt haben.
Genau das haben wir in Kenia erlebt. Weiter schreibt Bert Hellinger:
Dieser Friede beginnt in der eigenen Seele. Was wir zuvor in uns selbst verworfen und verdrängt haben, darf nun gleichberechtigt einen Platz einnehmen, neben dem, was wir schon vorher bejaht haben.
Ich freue mich weiter an diesen Themen arbeiten und wachsen zu können, bei mir selbst und mit anderen Menschen, egal wo auf der Welt. Damit wir alle immer mehr unseren inneren Frieden finden und damit auch zum Frieden in unseren Familien, unseren Kulturen, unserem Land und letztlich in der Welt beitragen können.